Die Ashtangas aus den Yoga Sutras von Patanjali Teil2

pratyahara - dharana - dhyana - samadhi

Nachdem die vorherigen Schritte YAMA - NIYAMA - ASANA - PRANAYAMA sorgfältig geübt wurden, stellt sich ein Zustand ein, indem man die Sinne und Eindrücke -häufig ganz automatisch- zurückzieht und sich nach innen wendet. Dieser Vorgang wird Pratyahara genannt. Ich bin in meinem Blog-Artikel HIER genauer auf Pratyahara eingegangen.

Die ersten vier Schritte habe ich in >Die Ashtangas aus den Yoga-Sutras von Patanjali Teil1< beschrieben.

Die Ashtangas (8 Glieder) des Raja-Yogas von Patanjali:

 

1. Yama (Regeln für dem Umgang mit anderen)

2. Niyama (Gebote für das Privatleben)

3. Asana (Haltung)

4. Pranayama (Atemkontrolle)

5. Pratyahara (Rückzug der Sinne)

6. Dharana (Konzentration)

7. Dhyana (Absorbtion/ Meditation)

8. Samadhi (Überbewusstsein)

Die ersten 4 Glieder der Ashtangas YAMA, NIYAMA, ASANA und PRANAYAMA werden auch >Äussere< Aspekte genannt, Pratyahara ist das Bindeglied zu den letzten 3  >Inneren< Schritten DHARANA, DHYANA und SAMADHI.


Pratyahara

Bei Pratyahara geht es letztlich um das “Zurückholen” der Sinne nach Innen.

Unsere Sinne sind durch die ständige Reizung von Aussen, sehr auf Aktivität geschult. Es fehlt uns an Übung sie ruhig zu halten, um dadurch weitaus subtilere Sinneserfahrungen zu machen.

 

Wer Pratyahara übt, wird stark.

Er eignet sich Ausdauer, Geduld und innere Kraft an.

Eine enorme Willensstärke, die gutmütig und harmonisch ist.

 

Pratyahara hilft dir, deinen Fokus zu halten oder gar zu bekommen. >Zurückziehen der Sinne< von den äusseren Reizen - ein Lenken auf die subtilen inneren Bewegungen.

Es ist wie ein Feld der Ruhe zu schaffen, in einer turbulenten Umgebung. Harmonisiere und meistere das Aufnehmen oder Verweigern deiner “geistigen Nahrung”.

(sanskrit “praty” = gegen/entgegengesetzt/weg, “ahara” = Nahrung/Diät)

Du bist herzlich eingeladen mehr über Pratyahara zu lesen in einem anderen Artikel von mir: HIER

 

Dharana

Dharana ist die Konzentration.

In der heutigen, schnell-lebigen Zeit ist auch unsere Konzentration untertrainiert. Es fällt vielen sehr schwer sich für längere Zeit auf ein einziges Objekt oder einen Ton zu konzentrieren. Media und Wirtschaft geben uns einen rasanten und sich sehr schnell ändernden Alltag vor. Eine wirkliche oder erfolgreiche Meditation (Dhyana) erfordert höchste Konzentration auf ein einziges Objekt. Einen nach innen gewendeten Fokus.

 

Man kann Konzentration sehr gut erlernen, indem man seinen Fokus durch Starren auf ein einziges Objekt hält oder ein einsilbiges Mantra (Wort) wiederholt und den Fokus mit aller Aufmerksamkeit aufrecht erhält.

Der Blick und der Geist ist >ausschliesslich< auf dieses Objekt gerichtet.

 

Töne oder Visualisierungen sind traditionell gebraucht, da sie dem Menschen eine direkte Erfahrung des Pratyaharas und des Haltens/der Konzentration ermöglichen.

Dhyana

Nach dieser Einpünktigkeit/ Konzentration wird der Geist ruhig und in einen Raum der Meditation (Dhyana) gelenkt.

तत्र प्रत्ययैकतानता ध्यानम् || 3.2 ||

 

tatra pratyayaika-tānatā dhyānam || 3.2 ||

Diesbezüglich (im Zustand der Dharana), ist die (zeitliche) Ausdehnung einer einzigen Vorstellung (Pratyaya), Meditation (Dhyana).

Es gibt viele Techniken um in die Meditation zu gelangen.

Häufig werden sie zunächst in SaGuna (mit Eigenschaft) und in NirGuna (ohne Eigenschaft) unterschieden

 

Für eine Saguna- Meditation werden Mantras, Visualisierungen, Bewegungen oder Pranayamas genutzt, die sich auf eine bestimme Eigenschaft (des Göttlichen/Chakras/etc) beziehen.

In der Nirguna- Meditation meditiert man auf das Absolute, das Ewige. Ohne Eigenschaften, es ist alles enthalten.

 

In der Saguna- Meditation richtet sich die Dharana (Konzentration) auf eine bestimmte Eigenschaft bzw Qualaität, wobei in der Nirguna- Meditation der Raum, das Göttliche an sich wahrgenommen wird.

 

Dhyana, die Meditation ist ein individueller Schritt und man kann diesen Raum nur durch eigene Kraft betreten. Dhyana und Samadhi sind tiefe innere Bereiche, für die ein -zumindest anfängliches- Training von Nöten ist.

Samadhi

Die letzte Stufe der Ashtangas ist Samadhi.

Laut Schriften der Vedas unterteilt man Samadhi  in weitere Stufen:

Savitarka Samadhi, Nirvitarka Samadhi, Savichara Samadhi, Nirvichara Samadhi, dann gibt es noch Samprajnata und Asamprajnata Samadhi.

Weiterhin gibt es Savikalpa, Nirvikalpa Samadhi, Sabija Samadhi, Nirbija Samadhi, Dharma Megha Samadhi und Maha Samadhi.

Die letzte Samadhi Stufe ist Maha (Das Grosse) Samadhi. Dieser beschreibt die vollständige Verschmelzung mit der höchsten energetischen Form, Brahma.

In dem Moment, wenn der Meditierende aus Samadhi zurückkehrt, fühlt er Harmonie, Fülle und Reichtum.

>Es fühlt sich an, als wäre kein anderer Gemütszustand erstrebenswerter als dieser.<

Der Geist ist vollkommen geklärt und der Körper ist kräftig.

 

In den meisten Fällen wird zunächst der “noch” duale Samadhi erfahren. In den Sanskritbezeichnungen zu erkennen an der Silbe “sa”(mit) :

Samprajnata - Asamprajnata - Savikalpa - Sabija - Savitarka - Savichara

Im dualen Samadhi werden noch die Existenzen unterschieden: es gibt einen Meditierenden, der das Samadhi erfährt. Im non-dualen Samadhi werden der Zustand und der Meditierende eins. Es gibt keine Wahrnehmung von einem Meditierenden und vom Samadhi.

 

Der non-duale Samadhi “nir” (ohne) ist ohne Unterscheidung.


Swami Sivananda aus dem Buch >Yoga im täglichem Leben<

 

Der Verstand ist ein geheimnisvolles Etwas, das in Wirklichkeit nichts ist, aber alles tut. Er ist aus Maya geboren. Er ist ein Erzeugnis des Nichtwissens. Er ist eine Verbindung von Sinneseindrücken (Vasanas) und gestaltendem Willen (Sankalpa). Er ist eine Mischung von Plackerei und Furcht. Er ist eine Lösung von Ichsucht (Ahamkara).

Er ist ein Mixtum compositum.

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